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Digitale Vorbilder: Generation ?

Nachdem wir in unserer Interviewreihe zuletzt unsere Auszubildende Wibke Hallung gefragt haben, was die Generation Z in Bezug auf Digitalisierung und Vernetzung aktuell bewegt, hat Sylvia Geyer, Vorstand der TAS, sich die gleiche Frage gestellt. Zu welcher Generation zählt man eigentlich, vor allem warum und unterscheidet sich das wirklich von jüngeren Generationen?

Ein Artikel von Sylvia Geyer

Welche Generation bin ich denn eigentlich?
Die Frage stelle ich mir immer wieder einmal, wenn ich heute von der Generation Z lese. Also rechne ich zurück – Z, Y, X, W….also mindestens W, wenn nicht gar V. Steinalt also, von Digitalisierung natürlich keinen blassen Schimmer und somit als Vorbild für diese erst recht nicht zu gebrauchen! Bestenfalls an einem Computerkurs für Silversurfer könnte ich noch teilnehmen, das wärs dann auch und den Rest sollte ich mal lieber den Digital Natives überlassen, ich Analog Native!

Halt Stopp, ist mit mir was falsch gelaufen!?
Bin ich doch mittendrin im digitalen Leben mit Facebook, Instagram, Whatsapp, Youtube, Netflix, das iPhone voller Apps, in vielen Foren und Gruppen aktiv, eingekauft wird online, Flüge und Reisen gebucht sowieso. Und so stelle ich mir die Frage, wann das eigentlich für mich begann mit der Digitalisierung und was es mit mir gemacht hat.

Nein, ich bin nicht mit der Digitalisierung aufgewachsen, ganz und gar nicht. Ich kenne noch echte Briefe, Faxe und sogar Telegramme. Telefoniert wurde aus Telefonzellen und mit Freunden verabredet im direkten Gespräch. Alles also aus heutiger Sicht ein wenig langsamer, nicht so flexibel, manchmal aber auch ein wenig verbindlicher. Der ein oder andere meiner Generation trauert dieser Zeit nach und man kann ihn mit den digitalen Möglichkeiten auch noch beeindrucken. Und es gibt in meiner Generation gehäuft die „Digital-Verweigerer“. Frei nach dem Motto „wenn ich nicht mitmache, wird es sich schon irgendwann wieder erledigen“. Eine aus meiner Sicht ziemlich kurzsichtige Denkweise. Angst vor Unbekanntem wurde noch nie durch Ignoranz gelöst.

Ich persönlich bin offen gegenüber Neuerungen, nehme sie wahr, ernst, frage nach, recherchiere, probiere aus und entscheide, was mir persönlich gefällt und was es mir bringt. Und das nutze ich dann, meist recht aktiv. Zwischen meinem Geburtsjahr und dem Jahr meiner „digitalen Geburt“ (als ich also anfing, Internet und digitale Medien aktiv zu nutzen) liegen ca. 30 bis 35 Jahre. Was seitdem passiert ist enorm und vor allem eins: schnell! Grundsätzlich hat sich aber aus meiner Sicht gar nicht so viel geändert. Damals wie heute bleiben Menschen durch KOMMUNIKATION in Verbindung. Was sich geändert hat, ist die Art und Weise dieser und eben die Geschwindigkeit.

Kurz nach meiner „digitalen Geburt“ habe ich 1992, gemeinsam mit Jochen Geyer, die TAS gegründet. Ein KOMMUNIKATIONSUNTERNEHMEN! Die Idee dahinter war, schnellere Kommunikationswege zu ermöglichen, einen Service zu bieten, der Zeit und Kosten spart. Das Telefon als Kommunikationsmittel war vor 27 Jahren die erste Wahl. Telefonisch Termine vereinbaren z.B. statt selbst hinzufahren oder einen Brief oder ein Fax zu senden. Sofortiges Feedback zu haben und Prozesse effizienter zu machen waren der Nutzen für unsere Kunden. Es hat sich viel geändert seitdem, obwohl wir auch heute noch einen Großteil unserer Services via Telefon abbilden. Viele Kommunikationswege sind dazugekommen und sind nichts weiter als das Abbild veränderten Kommunikationsverhaltens.

„Unberechenbar“ ist dieses oft – mal telefonieren wir lieber, mal schicken wir schnell eine WhatsApp, ein anderes Mal eine längere Email. Bewegen wir uns auf Webseiten, möchten wir manchmal gern sofortigen Support (Web Chat), beim nächsten Mal nervt es uns eher, wenn das Chatfenster aufpoppt. Wollen wir doch erstmal in Ruhe recherchieren, stöbern, überlegen und dann später vielleicht die Hotline anrufen? Service für „unberechenbares Kommunikationsverhalten“ zu bieten heißt, alle heute möglichen Kanäle offen zu halten. Es heißt aber auch, etwas anderes stets offen zu halten – unsere Augen und Ohren! Schon mal zu schauen, wie Kommunikation morgen und übermorgen aussehen könnte, Trends zu erkennen oder selbst mitzugestalten.

Das macht mir unwahrscheinlich viel Spaß und hält fit im Kopf. Ich lerne gern jeden Tag dazu und vielleicht ist das ja der Grund, warum ich so ein „untypisches Exemplar“ der Generation W bin? Jede Generation hat ihre eigene Sprache sagt man. Und das gilt sicher im Wesentlichen auch für das Kommunikationsverhalten. In einigen Jahren wird das, was heute der neueste Schrei ist, ein alter Hut sein und Dinge, die wir uns heute vielleicht noch nicht einmal vorstellen können, unseren Alltag und unsere Kommunikation prägen. Neugierig und lernbereit zu bleiben, sich den Dingen nicht zu verschließen, sondern sie aktiv anzunehmen, dranzubleiben, mittendrin zu sein – das ist meine Art mit sich ständig verändernder Kommunikation umzugehen. Und ich freu mich auf noch viele „Wiedergeburten“, die heißen dann sicher nicht nur „Digitalisierung“.
Ich bin gespannt darauf und habe Lust auf Zukunft.

Sylvia, welche Tools oder Gadgets sind für dich aktuell unverzichtbar – beruflich und privat?
Mein Smartphone mit (vielen) Apps. Vor allem Facebook, Youtube, Instagram. Kopfhörer in klein für zwischendurch und groß für lange Flüge. Mein Bluetooth Lautsprecher für die Party mit Freunden oder den Abend auf der Terrasse.

Wofür nutzt du dein Smartphone am meisten?
Vorwiegend zum Texten via WhatsApp, Youtube Videos (für alle Wechselfälle des Lebens, auch wenn ich mal wieder nicht weiß, wo die Ersatzlampe des Gefrierschrankes nun genau hinkommt), Facebook, Reiseblogs und -buchungen, Gaming.

Du darfst einen Tag in dem Unternehmen deiner Wahl arbeiten, welches ist es und warum?
Apple oder Google. Ich finde beide Unternehmensgeschichten spannend und würde die Stimmung dort gern auf mich wirken lassen. Außerdem käme ich dann endlich mal rein ins Silicon Valley.

Immer online oder Digital Detox in Bett und Urlaub?
Immer online, ich kenne es anders, möchte es aber nicht mehr anders. Ohne Smartphone in den Urlaub – auf keinen Fall! Mein Smartphone ist mein Wecker und mein ständiger Begleiter und so soll das auch bleiben.

E-Reader oder Print?
Grundsätzlich gern Print, schon allein wegen der Haptik. Aber sehr gern auch E-Reader, vor allem auf Reisen. Auf Flugreisen sowieso, allein wegen des Gewichtes der Bücher.

Welches Buch hast Du zuletzt gelesen?
Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes und kurz davor auch The Circle von Dave Eggers. Und ich hab mich nach der Lektüre auch nicht aus allen sozialen Medien abgemeldet, sondern fand es einen interessanten Blick auf eine mögliche Zukunft.

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Sylvia Geyer
Sylvia Geyer
Vorstand und Gründerin der TAS AG
TASianerin seit 1992

Titelfoto: Aliis Sinisalu on Unsplash