Arbeitswelt und Musik

Mach mal lauter! – Der Einfluss von Musik auf unsere Arbeitsweise

Pop statt Poltern?

Jeder von Ihnen, der sein Tagwerk seit längerer Zeit in der Abgeschiedenheit der eigenen vier Wände verrichtet, wird vermutlich schon bemerkt haben, dass hier völlig neue Herausforderungen auf einen warten. Und ich spreche dabei jetzt gar nicht von Technik, Kommunikation oder Führungsfragen, sondern von scheinbar völlig banalen Dingen, wie beispielsweise der Geräuschkulisse. Denn anders als im „realen“ Büroalltag, der ja naturgemäß seinen ganz eigenen Sound mitbringt, dominieren hier allerlei Nebengeräusche, welche im Zweifel vor allem eines tun: Sie stören.

Sei es die Nachbarin, die ihre Freizeit scheinbar ausschließlich mit den neuesten Errungenschaften aus dem Baumarkt verbringt, der gestresste Vater, dessen Kinder sich offenbar nur durch ohrenbetäubendes Geschrei artikulieren können oder vielleicht gar die eigene Waschmaschine, deren Schleudergang man in seinem Lärmpegel gänzlich unterschätzt hat. Überall lauert er, der störende Einfluss auf unsere Konzentration.

Sich deswegen einfach im Keller einzuschließen ist jedoch ebenfalls keine Lösung, da auch Stille bekanntermaßen derart ohrenbetäubend sein kann, dass sie das Arbeiten nur noch schwieriger macht.

Für viele lautet die Lösung daher ganz nachvollziehbarerweise: Stöpsel ins Ohr und ab die Post. Musik kann schließlich motivieren, sie gibt Energie, verbessert die Stimmung. Tatsächlich hat sie sogar Einfluss auf unsere Herzfrequenz und bestimmte Gehirnwellen. Mit Musik fällt vieles leichter.

Faster, harder, Scooter?!

Mit einem simplen „Mugge an und los geht’s!“ ist es allerdings dann auch nicht getan.

Hat beispielsweise Ihre aktuelle Lieblingsband vor kurzem ein neues Album veröffentlicht und sie beschließen, dieses während des gesamten Arbeitstages rauf und runter zu hören, dann können Sie sich zweier Dinge ziemlich gewiss sein. Zum einen hatten Sie vermutlich acht wirklich tolle Stunden, zum anderen ist aber der Berg Arbeit vor Ihnen nicht kleiner, sondern eher größer geworden. Und auch das Motto „Je lauter, desto besser“ passt eher in einen Club als ins Homeoffice.

Es ist ein wenig Augen- oder besser Ohrenmerk gefragt, wenn es um die Auswahl der richtigen Playlist für einen entspannten, aber eben auch produktiven Arbeitsalltag geht.

Denn die Musik soll uns am Ende in unserem Tun möglichst unterstützen, nicht uns noch zusätzlich von diesem ablenken. Das schaffen schließlich auch Baulärm oder die schon angesprochene Waschmaschine.

Dos and Don’ts

Wie also gestalten wir die ideale Begleitmusik für unser Berufsleben?

Da jeder von uns einen ganz eigenen Geschmack und unterschiedliche Vorlieben hat, ist diese Frage nicht gänzlich pauschal zu beantworten. So gab es bereits Studien, nach denen beispielsweise das Hören von Mozart-Sonaten unsere Kreativität und Lernfähigkeit unterstützt.

Wenn Sie mit dieser Art von Musik allerdings generell überhaupt nichts anfangen können, wird sich vermutlich ohnehin eher kein positiver Effekt einstellen.

Daher der Tipp: Hören Sie – so paradox es klingt – während der Arbeit hauptsächlich Musik, die möglichst wenig Emotionen in Ihnen weckt. Je weniger persönliche Gefühle Sie mit einem Song verbinden, desto weniger wird er sie auch von Ihrer eigentlichen Tätigkeit ablenken.

Weiterhin gilt es bei der Auswahl der Titel auch, diese auf die Komplexität der vor Ihnen liegenden Aufgabe abzustimmen. Erfordert diese höchste Konzentration, empfehlen sich definitiv möglichst ruhige und atmosphärische Klänge ohne längere Gesangspassagen, da Songtexte immer einen Teil der Aufmerksamkeit kosten, egal ob bewusst oder unbewusst.

Stellen Sie sich einfach vor, Ihre Kollegen im Büro würden permanent miteinander plaudern. Das lenkt nur unnötig ab und dies gilt genauso eben auch für Lyrics in Songs.

Anders verhält es sich da schon bei Routinearbeiten, die wir Tag für Tag verrichten und deren Abläufe wir im sprichwörtlichen Schlaf beherrschen. Hier darf es gern mal vocal-lastiger und „aufputschender“ sein. Das treibt an und kann gerade bei simplen, aber eben deswegen vielleicht auch ungeliebten Aufgaben Energie freisetzen.

Beats per minute

Wie eingangs bereits beschrieben, kommt es bei der Musikauswahl jedoch nicht nur auf Lautstärke und Gesangsdichte an. Musik hat auch einen direkten Einfluss auf unseren Körper, speziell auf Puls und Blutdruck. Zumindest dann, wenn sie eine rhyhtmische Bassführung hat.

Der Effekt richtet sich dabei direkt nach der normalen Frequenz unseres Herzschlags, die bei etwa 72 Schlägen pro Minute liegt. Bringt ein Song mehr als diese 72 BPM mit, wirkt er aufputschend. Sind es dagegen weniger als 72 BPM, wirkt dies auf uns beruhigend und erhöht unsere geistige Wachheit.

Die stärkste Reaktion unseres Körpers hinsichtlich Entspannung und Entkrampfung erzielen übrigens 60 BPM. Das sind deutlich weniger als beispielsweise Bon Jovis Bed of Roses auffährt.

Work? Life?

Vermeiden sollten Sie unabhängig von Lautstärke, Frequenz und Intensität der Lyrics jedoch Ihre absoluten Lieblingssongs. Sparen Sie sich diese auf für eine längere Pause oder aber den Feierabend, um sie dann bewusst und umso mehr genießen zu können.

Dies schafft ganz automatisch auch eine gewisse Distanz zum Arbeitsalltag. Gerade im Homeoffice fällt es schließlich vielen von uns schwer, eine wirklich klare Abgrenzung zwischen Berufsleben und Freizeit zu schaffen. Gerade dann, wenn eine echte räumliche Trennung zwischen Arbeitsplatz und Wohnraum im eigenen Heim kaum oder gar nicht möglich ist.

Keine Ahnung? Kein Problem.

Wie eingangs bereits angesprochen, hängt die konkrete Auswahl der Songs für die eigene Work-Playlist natürlich stark vom persönlichen Geschmack ab. Nun ist allerdings nicht jeder von uns besonders musikaffin groß geworden und kann sich aus dem Stehgreif eine solche Tracklist einfach so erstellen. Macht aber nix.

Um sich das stundenlange Forschen nach den richtigen Klängen zu sparen, reicht eine einfache Suche bei Google. Egal ob Deezer, Spotify oder Youtube, auf nahezu allen Streamingdiensten finden sich speziell zusammengestellte Soundtracks für den Tag im Homeoffice.

Und selbst das für seine triviale Berieselung so oft gescholtene Radio erfüllt hier in gewisser Weise seinen Zweck. Einfach weil es so ist, wie es eben ist.

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Bild von StockSnap auf Pixabay